Was ist menschzentrierte Gestaltung und worin liegen die Vorteile für unsere Kunden?

Beim Hausbau wurden schon Toiletten so eingebaut, dass die Tür nicht aufgeht oder das Badezimmer wurde ganz vergessen: hier würde niemand bezweifeln, dass man eine Architekt*in benötigt, die sich vorher genau überlegt, was wo hinkommt und dass bei allen Überlegungen die Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt stehen.

Bei kleineren und größeren Softwareprojekten wird uns hin und wieder die Frage gestellt, ob Projektphasen, in denen UUX (Usability und User Experience) Design betrieben wird, überhaupt benötigt werden. Oft wird versucht, gerade in einer solchen Planungsphase einer Software Kosten zu sparen, da angenommen wird, dass die Software eigentlich nur geschrieben werden müsste sobald alle Funktionen bekannt sind. In etwa so wie ein Roman nur aufgeschrieben werden müsste wenn die Handlung nur hinreichend bekannt ist. Beide Vorstellungen beruhen unserer Meinung nach auf einem Missverständnis.

Menschzentrierte Gestaltung oder Human-Centered Design beschreibt eine Vielzahl von Prozessen und ist eine Konzeptionsstrategie, die Anwender*innen und Entwickler*innen eines Produktes oder eines Services in den Mittelpunkt der Gestaltung und der Entwicklung stellen.

Die von uns bevorzugte Vorgehensweise geht durch die aktive Einbeziehung des gesamten Entwicklungsteams über das User-Centered Design hinaus.

  • Die Gestaltung beginnt mit einem gegenseitigen Verständnis aller beteiligter Personen, ihren Arbeitsaufgaben und ihrer Arbeitsumgebung und daraus startet die sog. Inspirationsphase.
  • Die Benutzer*innen sind in die Gestaltung und Entwicklung einbezogen, indem eine regelmäßige Kommunikation zwischen Anwender*innen und Entwickler*innen implementiert wird, welche immer durch Validieren und Evaluation mit einer entsprechenden Analyse und umsetzbaren Maßnahmen abgeschlossen wird. Wir sind überzeugt, dass auch der Kontakt zwischen Backend-Entwicklern und dem Kunden und Nutzern hergestellt werden muss. Darum unterscheiden wir auch nicht strikt zwischen Front- und Backend-Entwickler sondern bringen unsere Mitarbeiter im gesamten Entwicklungsprozess zum Einsatz.
  • Das Human-Centered Design beruht auf dem fortlaufendem Verfeinern und Anpassen der Anwendung auf Basis von Evaluationen. Die Entwickler stellen sich in einem iterativen Prozess der Kritik und den Fragen der Anwender.

Das Vorgehensmodell

Das folgende Bild zeigt das iterative Vorgehensmodell: wir starten bei der Inspiration, welche in einem kreativen Gestaltungsprozess die wesentlichen Bestandteile der Software identifiziert. Diese werden in einer Konzeptionsphase in Anforderungen umgewandelt, die entweder als Prototyp oder als Wireframes dargestellt werden können. Die schnelle und unkomplizierte Produktion der funktionierenden Software erlaubt das Validieren des Entwicklungsstandes. Die Interaktionen zwischen Entwicklern, Kunde und Nutzern stehen dabei in jeder Phase im Mittelpunkt. Die Pfeile markieren sowohl Interaktionen als auch die Möglichkeit in den Phasen wieder zurück zu gehen, um Ausbesserungen vorzunehmen.

Der Ablauf ist sowohl iterativ als auch rekursiv, d.h. wiederholbar in kleinen Skalen, anwendbar auf den gesamten Entwicklungsprozess und auf die Entwicklung einzelner Subsysteme der Software. Der Aufwand aller Entwicklungsstufen muss jeweils an die zu erreichenden Ziele angepasst werden.

Wir verstehen die üblicherweise eingesetzten Methoden, wie z.B. User-Kontext Analyse, Service Blueprints, Scenario Based Design, etc. immer als eine von mehreren Möglichkeiten, das Prinzip des Human-Centered Design umzusetzen. Wir setzen die Methodik ein, die zum Projektinhalt am besten passt.

Human-Centered Design in der IT lohnt sich: Risiken und Kosten werden reduziert.

In unseren Projekten sehen wir regelmäßig drei positive Wirkungen von Human-Centered Design:

Die Akzeptanz bei den Anwendern erhöht sich und damit vermindern sich die Risiken, die mit der Einführung neuer Software verbunden sind. Dabei ist die erhöhte Akzeptanz im Wesentlichen darauf zurück zu führen, dass die Nutzer von Beginn an in den Entwicklungsprozess eingebunden sind. Auch wenn nicht alle Anwender*innen dieses Angebot annehmen können oder aus planerischen Gründen nur ein oder zwei repräsentative Anwender in den Prozess involviert sind, so ist trotzdem mit erhöhter Akzeptanz zu rechnen.

Die Motivation der Mitarbeiter*innen ist höher, wenn die Software an sie angepasst ist. Damit werden Prozesse im Unternehmen effizienter und die Mitarbeiterfluktuation ist niedriger. Die Folgekosten, die mit neuer Software verbunden sind, werden somit geringer und weitere vorteilhafte Effekte stellen sich ein. Wer möchte nicht gerne, dass seine Mitarbeiter*innen motiviert bei der Sache sind?

Unnötige nachträgliche Entwicklungsschleifen im Projekt entfallen, wenn fortlaufend kritisch hinterfragt wird. Im Gegensatz dazu: wenn Human-Centered Projektschritte eingespart werden, muss man im Nachhinein mit erhöhten Folgekosten durch notwendige Nachbesserungen rechnen, ggf. muss sogar das Scheitern des Softwareprojektes in Kauf genommen werden.

Human-Centered Design als Marktvorteil

Menschzentrierte Gestaltung gewinnt auch zunehmend in der Außenwirkung, also im Marketing, an Bedeutung. Die Angebotslandschaft, insbesondere bei digitalen Produkten oder Dienstleistungen, ist vielfältig. Für Unternehmen wird es immer mehr zur zentralen Aufgabe, die Anforderungen und Wünsche Ihrer Kunden zu erkennen, zu verstehen und in den eigenen Produkten und Dienstleistungen umzusetzen. Daher ist es nicht nur wichtig, dass wir als Softwareentwickler diese Prinzipien in Entwicklungsprojekten umsetzen, sondern dass wir auch mit unseren Kunden in Beratungsprojekten Verbesserungspotentiale ihrer eigenen Produkte und Dienstleistungen identifizieren und umsetzen.

Human-Centered Design kann somit als Marktvorteil verstanden werden, der sich im Vergleich mit konkurrierenden Anbietern durchsetzen wird.

Alle Vorteile im Überblick

Kurz zusammengefasst lassen sich folgende Vorteile des Human-Centered Designs gegenüber konventioneller Software erkennen:

  • Höhere Akzeptanz und damit höhere Motivation bei den Anwendern und Mitarbeitern
  • Besseres Verständnis der Anwender für den Entwicklungsprozess
  • Reduzierung der Risiken und Folgekosten bei der Einführung von neuer Software
  • Der Marktvorteil eines Unternehmens steigt durch konsequente Umsetzung von Human-Centered Design bei den eigenen Produkten und Dienstleistungen

Unser Beratungsangebot

Wir von der Steinbeis Consulting Group Digital Business Transformation setzen auf die Potentiale des Human Centered Designs und bieten Beratungsdienstleistungen individuell für Ihr Unternehmen an. Durch den Steinbeis X.0 Kompetenzcheck lassen sich die notwendigen Maßnahmen ableiten um das Projekt mit Erfolg abzuschließen. Denn:

  • Kein Entwicklungsteam kann sich ohne eine explizite Analyse hinreichend in die Nutzersicht hinein versetzen.
  • Der Zielkonflikt zwischen Einhaltung der Entwicklungsziele und der kontinuierlichen Berücksichtigung von Anwenderwünschen erzeugt zwangsläufig zusätzlichen Beratungs- und Entwicklungsaufwand. Dieser zusätzliche Aufwand muss im Budget berücksichtigt werden.

Dazu haben wir ein passendes T-Beratungsmodell entwickelt, mit dem Sie von der Breite der in der Consulting Group vertretenen Kompetenzen profitieren können. Unsere konkreten Angebote reichen von einer Einstiegsberatung über ausführlichere Workshops bis hin zur kompetenten Begleitung in Digitalisierungsprojekten.

Bildnachweis Titelbild: by Leon on Unsplash

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